Nephrocalcinose unklarer Genese
An dieser Stelle werden Fälle präsentiert, die sonographisch auffällig sind aber ätiologisch noch nicht geklärt sind.
Wenn Sie einen solchen Fall haben, schicken Sie uns die Daten ohne Namen auf CD. Wir stellen diesen dann gern ins Netz. Sie können dann Kollegen direkt anschreiben und auf diese Seite verweisen oder darum bitten, dass Hinweise zu dem Fall an Ihre Email oder an info@basis-sonographie.de geschickt werden. Wir werden diese dann an Sie weiterleiten.
Nephrocalcinose unklarer Genese
ANAMNESE
Anlass zur jetzigen Untersuchung war eine Nephrokalzinose. Die Tochter sei beschwerdefrei. Der Befund wurde im Rahmen einer Screening-Untersuchung festgestellt.
Wie uns die Mutter berichtet, wurde bei Ihr ebenfalls eine Nephrokalzinose diagnostiziert, allerdings erst im Kleinkindesalter. Nach einem ambulanten Brief von 1995 lag bei ihr eine idiopathisch Hypercalciurie vor (Calcim-Kreatinin-Quotient 0,8 bei normaler Calcium-Ausscheidung). Die Behandlung erfolgte mit Esidrix und Calcisorb, später mit Biomagnesin. Die Mutter hatte mehrfach Steine gehabt mit Koliken und hohen Entzündungswerten. Das Ergebnis einer Steinanalyse ist jedoch nicht bekannt. In den letzten Jahren kam es zu zwei Steinabgängen. Sonst lagen jedoch keine Auffälligkeiten vor Eine Ursache dafür wurde bei ihr nicht gefunden.
Wegen dieser Vorgeschichte erfolgte in der jetzigen Schwangerschaft eine pränatale Diagnostik, die jedoch keinen auffälligen Befund ergab.
Allgemeinbefinden: Ungestört.
Stuhlgang: Unauffällig.
Wasserlassen: Unauffällig.
Ernährung: Folgemilch, Aptamil 600 – 700 ml. Rachitis-Prophylaxe wird durchgeführt.
Medikamente: Vitamin D 1000 E
Kinderkrankheiten: Noch keine.
Impfungen: Altersentsprechender Impfstatus für Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, HIB, Hepatitis B, Polio, Röteln und Pneumokokken 1x.
Geburt: Sectio, GG 2670 g, Größe 50 cm, Kopfumfang 32 cm. APGAR 9/10, Nabelschnur-pH 7,35.
Meilensteine der Entwicklung: Normal durchlaufen.
Erkrankungen in den Familien: Großvater auf der väterlichen Linie hat CLL. Sonst außer der Nephrokalzinose bei der Mutter keine Erkrankungen bekannt. Mutter ist 153. Sie wurde wegen der Nephrocalcinose als Kind mit Esidrix 3*1 Tabl. und Biomagnesin 3 Tbl täglich behandelt.
KLINISCHER BEFUND
Gewicht: 4275 g, Größe: 56 cm, Kopfumfang: 37 cm, Blutdruck: 103/37 mmHg.
Die klinische Untersuchung beinhaltete die Beurteilung des Allgemeinzustandes, die Untersuchung des Kopfes, des Halses, der Mundhöhle, der Thoraxorgane, des Abdomens, der Nierenlager, des Stammes, der Extremitäten, des lymphatischen Systems und eine allgemeine neurologische Untersuchung.
Die klinische Untersuchung ergab keine Auffälligkeiten.
Sonographie-Befund
Abb.1.:Girlandenförmige Umrahmung der Pyrasmiden durch echogene Komplexe im Längs- und Querschnitt der linken Seite.Identische Bilder auf der rechten Seite entsprechend Grad I einer Nephrocalcinose.
Sonographiebilder der mütterlichen Nieren
Abb.2: Linke von dorsal und rechte Niere von ventral im Längsschnitt: Ausgeprägte Verkalkungen der Pyramiden mit deutlichem Schallschatten entsprechend Nephrocalcinose Grad III
LABORDIAGNOSTIK
Datum | 15.5.12 | 30.5.12 | 27.6.12 | 18.7.12 | 2.8.12 | 18.1.12 | |
Größe | 56 | 56 | 63 | 65 | |||
Gewicht | 4,2 | 4,2 | 6 | 7,15 | |||
Körperoberfläche | 0,24 | 0,24 | 0,31 | 0,34 |
Hämatologie | Refer. | 15.5.12 | |||||
Leukoyten /nl | 6,00-16,1 | 8,95 | |||||
Erythrozyten /pl | 3,3-4,9 | 3,3 | |||||
Hämöglobulin/g/dl | 0,3-0,41 | 9,7 | |||||
Hämtokrit l/l | 76-101 | 0,29 | |||||
MCV fl | 76-101 fl | 88 | |||||
Thrombozyten /nl | 237-535 |
Blutchemie | 15.5.12 | 30.5.12 | 27.6.12 | 18.7.12 | 2.8.12 | 18.1.12 | |
Glukose mg/dl | 65-100 | 88 | |||||
Natrium mmol/l | 132-146 | 141 | 131 | ||||
Kalium mmol/l | 3,7-5,8 | 5,4 | 4,9 | ||||
Calcium mmol/l | 2,25-2,78 | 2,71 | 2,63 | 2,8 | 2,57 | 2,49 | 2,49 |
Phosphat mg/dl | 3,5-6,6 | 5,9 | 5,7 | 5,7 | 5,1 | 5,2 | 4,9 |
Ges. Eiweiß g/l | 44-76 | 62 | |||||
Albumin | |||||||
Harnsäure mg/dl | 1,1-5,4 | 2,1 | |||||
Harnstoff mg/dl | Nov 36 | 21 | |||||
Kreatinin mg/d | 0,2-0,4 | 0,2 | 0,1 | ||||
AP U/ml | bis449 | 429 | 442 | 360 | 295 | ||
Parathormon pg/ml | 15-65 | 8 | 7 | 5 | 13 | 6 | 11 |
25-OH Vit D ng/ml | Okt 52 | 30 | 47 | 47 | 47 | 35 | 36 |
1,25-OH Vit D 19-54 | 19-54 | 122 | 97 | 77 | 102 | 116 | 80 |
Säure-Basen-Haushalt | 15.5.12 | |
pH | 7,35-7,43 | 7,446 |
HCO3 mmHg | 32-50 | 30,5 |
pCo2 mmHg | 35-45 | 31,6 |
Belastungstest mit 0,033 mg Astonin H entsprechend 0,1 mg/qm und 1 Std. später Lasix 0,7 ml zum Ausschluß einer renal tubulären Azidose
Vor Astonin 12:50 |
VorAst 13:40 |
n.Ast. 14,15 |
16:40 |
17:40 |
18:00 |
18:50 |
19:40 |
||
pH |
7,452 |
7,01 |
7,137 |
6,89 |
7,41 |
7,033 |
7,045 |
||
Kalium |
18 |
18 |
22 |
15 |
48 |
63 |
|||
Kalium mol/l/ Kreatinin /g |
222 |
222 |
309 |
137 |
2385 |
1057 |
Beurteilung: Kein Hinweis für tubuläre Azidise
Genetische Diagnostik
Wlliams Beuren Syndrom= FISH-Test neg, weilicher Chromosomensatz
PHEX-Gen negativ
Mutation in CYP 24A1 Ergebnis steht aus
15.5.12 | 30.5.12 | 27.6.12 | 18.7.12 | 2.8.12 | ||
Urinuntersuchungen | ||||||
Kreatinin mg/d | 280-2170 | 60 | 60 | |||
Kreatinin g/24 Std | 0,11-0,68 | 31 | 18 | |||
Kreatinin-Clearance | 64-100 | 74 | 35 | |||
Natrium | 5 | |||||
Kalium | 9 | |||||
Magnesium mmol/24 St | 3,0-5 | 0,28 | ||||
Calcium mmol/l/24 Std | 2,5-7,5 | 1,1 | 3 | 0,3 | ||
Phosphat im U mg/24 Std | 0,4-1,4 | 0,09 | 0,06 | 0,07 | ||
Oxalat g/24 std | 6 | 5 | 2 | |||
Oxalat g/24 std 1,73 | bis 45 | 42,41 | 11,16 | |||
Oxalat/Kreatinin-Quotient | 0,18 | 0,1 | ||||
Aminosäuren im Urin | oB. | |||||
Harnsäure | 250-750 | 14 | ||||
Cyclisches AMP | 220-500 | 14 |
Augenarzt
Normalbefund. Kein Hinweis für Linsentrübung.
Vorläufige Beurteilung
Vorübergehende Behandlung mit Phosphatlösung im August (5*80 mg) wegen des niedrigen Parathormons und hohen 1,-25OhVitamin-D-Spiegels. Daher auch die Bestimmung des Phexgens zum Ausschluß eines Phosphatdiabetes, Ab 29.8.12 Phosphatlösung und die prohphylaktische Behandlung Vitamin-D-Behandlung mit 500 E abgesetzt. Keine Verschlechterung der Nephrocalcinose. Unvernändert normale 25OH-Vitamin-D-Spiegel.. Unverändert hohes 1,25 Oh-Vitamin D und niedriges Parathormon.
Prozedere
Da keine prophylaktische Vitamin-Gaben weiterhin engmaschige Kontrollen der Elektrolyte, der alkalischen Phosphatase, des 25-OH_ und des 1-25-OH- Vitamin-D, und des Parathormons, der Calcium und Oxalat-Ausscheidung. Kontrolle der Nephrocalcinose.
Gegenwäertig besteht der Eindruck, dass durch das Absetzen des Vitamin D eher eine Verbesserung der Werte eingetreten ist. Zu überlegen wäre die erneute Aufnahme der Phosphatbehandlung. Möglicherweise liegt eine Vitamin-D-Abbaustörung vor.