Grundlagen der automatisierten Auswertungen

Grundlagen der automatisierten Auswertungen

Datensammlungen sind nur sinnvoll, wenn sie auch ausgewertet werden. Da unser primäres Ziel die Verbesserung der Dokumentation und damit indirekt auch der Untersuchungsergebnisse der Ultraschalldiagnostik der Nieren und ableitenden Harnwege ist, sollten die Auswertungen möglichst zeitnah erfolgen, damit gewonnene Erkenntnisse auch in der Praxis umgesetzt werden können. Aus diesem Grund wurden die nachfolgenden Auswertungen automatisiert, d.h. unmittelbar nachdem der Teilnehmer seine Daten hochgeladen hat, kann er anhand für die nachfolgend aufgeführten Parameter seine Daten mit dem Gesamtkollektiv vergleichen. Da die Basis-Sonographie-Diagnosen ausschließlich beschreibende Diagnosen und somit weder klinische Diagnosen noch ICD-Diagnosen sind, kann auch die Konsistenz zwischen den Befundkonstellationen und den deskriptiven Diagnosen geprüft werden. Nur für Experten gedacht ist der Export von Daten in Excel, um spezielle Auswertungen durchzuführen. Ebenfalls für Experten gedacht ist die Gegenüberstellung von Meßwerten/Befunden und Diagnosen.

Liste der Auswertungen

Abb.1: Übersicht über die möglichen Auswertungen

Von den erhobenen Meßdaten werden gegenwärtig Nierenvolumen und Nierenbeckentiefe ausgewertet. Nach eigenen Untersuchungen besteht eine signifikante Korrelation zwischen Nierenvolumen einerseits und Alter, Gewicht , Größe und Körperobefläche andererseits. Teilt man jedoch das Nierenvolumen durch die Körperoberfläche, so ist nach eigenen Untersuchungen nur noch ein geringer Einfluß des Alters auf das Nierenvolumen erkennbar. Nach Scholbach sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Altersklassen nicht signifikant. Daher wurden für den Vergleich zwischen der eigenen Praxis und dem Gesamtkollektiv die Quotienten aus Nierenvolumen und Körperoberfläche gewählt. Alle Auswertungen erfolgen getrennt nach linker und rechter Seite. Bei allen Graphiken und Tabellen kann die Praxis allein und mit Gesamtkollektiv darsgestellt werden.

Wie die Abb. 2 zeigt, können die Daten auch der nachfolgenden Auswertungen selektiert werden nach

  • Alter
  • Indikationen oder
  • Diagnosen
  • Jahrgang der Untersuchung
Auswertung Nierenvolumen

Abb.2: Histogramm der Nierenvolumen/Körperoberflächenquotienten. Rot abgebildet ist das Gesamtkollektiv, grün ist jeweilige Praxis abgebildet. Die Zahlen auf der linken Seite beziehen sich auch in den nachfolgenden Graphiken auf die Praxis, die der rechten Seite auf des Gesamtkollektiv. Eingezeichnet sind die 95-er und 5-Perzentile.

Die gleichen Selektionsmöglichkeiten ergeben sich für die Nierenbeckentiefe. Auch hier wurde die 1-er Perzentile eingezeichnet.

Bei den eingezeichneten Perzentilen muß berücksichtigt werden, dass sie für Kollektiv außerhalb des Säuglingsalters noch angepasst werden müssen.

Auswertung Nierenbeckentiefe

Abb.3: Nierenbeckentiefe der bis 100 Tage alten Kinder mit sonographischem Normalbefund. Alle Graphiken können als Bild abgespeichert werden. Gesondert aufgeführt werden müssen die Selektionskriterien. Die Änderung der Anzahl der Daten ist jedoch im Bild erkennbar.

Da dilative Uropathien regelmäßiger Kontrollen bedürfen wurde für das Nierenvolumen und die Nierenbeckentiefe eine altersabhängige Darstellung gewählt. Da auch einzelne Untersuchungsnummern selektioniert werden können, ist auch die Darstellung von Einzelverläufen möglich.

Abbildung 4 zeigt ein Beispiel für die Möglichkeiten der graphischen Verlaufsdarstellung, bei der der Nierenvolumen/Körperoberfläche-Quotienten immer mit der gleichen Zeitachse abgebildet wird wie die die der Nierenbeckentiefe. Gekennzeichnet ist für den Nierenvolumen/Körperoberflächen-Quotienten die 95-er und 5-er Perzentile. Für die Nierenbeckentiefe wurde ……… Ausgewählt werden kann

  • ein Zeitraum
  • ein Patient
  • eine Indikation
  • eine Diagnose

Verlauf Megaureter

Verlauf Megaureter

Abb.4: Verlauf eines linksseitigen Megaureters über 10 Jahre. Asymptomatischer Harnwegsinfekt mit eindeutigen morphologischen Zeichen und entsprechender Volumenvermehrung bei 2. Vorstellung. Zwischenzeitlich erhebliche Zunahme des Nierenvolumens und der Nierenbeckentiefe trotz seitengleicher nuklearmedizinischer Funktionsanteile.

Indikationen und Diagnosen wurden gegen die Meßparameter Nierenvolumen und Nierenbeckentiefe ausgewertet.

Bei den Nierenvolumina kann gewählt werden zwischen absoluten Zahlen und Prozentangaben. Zudem zwischen den Volumenklassen 5-er/<´>5er<95-er/>95-er Perzentile einerseits und den
<1-er/>1-er<99-er/>99-Perzentile gewählt werden. Selektioniert werden kann auch das Untersuchungsjahr.

Beschreibung

< 5er Perz.

> 5er < 95er Perz.

> 95er Perz.

 

Praxis

Alle

Praxis

Alle

Praxis

Alle

normal

10,60%

5,10%

87,50%

89,90%

1,90%

5,00%

vergrößert, regelr. aufgebaut

 

0,20%

86,70%

86,70%

13,30%

13,00%

verkleinert, regelr. aufgebaut

30,00%

41,90%

70,00%

58,10%

   

keine Anlage nachweisbar

100,00%

100,00%

       

Tab. 1. Auswertung der Diagnosen in Abhängigkeit von den Nierenvolumenklassen (Auszug). Die Prozentzahlen beziehen sich jeweils auf eine Diagnose der Praxis resp. des Gesamtkollektivs.

Beschreibung

< 90er Perz.

>= 90er Perz. < 95er Perz.

>= 95er Perz. < 99er Perz.

>= 99er Perz.

 

Praxis

Alle

Praxis

Alle

Praxis

Alle

Praxis

Alle

NB-Erweiterung

5,7%

13,0%

2,9%

19,0%

82,9%

55,5%

8,6%

12,5%

Kelch-Erweiterung

 

18,2%

 

18,2%

 

36,4%

100,0%

27,3%

NBKS-Erweiterung

 

8,3%

 

8,3%

40,0%

36,1%

60,0%

47,2%

Tab.2: Diagnose gegen die Nierenbeckentiefe (Auszug)

Ausgehend von den Erfahrungen im Neugeborenen-Screening ist es uns ein besonderes Anliegen die Konsistenz zwischen Befunden und den daraus abgeleiteten Diagnosen zu verbessern. Voraussetzung hierfür war es, dass wir uns für ausgewählte Befunde festlegten, was als normal und von der Norm abweichend definiert wird.

Kriterium

normal

auffällig, aber als normal gewertet

außerhalb Normbereich und/oder
kontrollbedürftig und/oder 
pathologisch

Nierenvolúmen/Körperoberfläche-Quotienten = Vol 

0=normal (<99-erPerzenile>1-er-Perzentile )

1=>99-er Perzentile = 0,0041 * Alter in Tagen + 83,6

2= <1-er Perzentile = 0,0024 * Alter in Tagen + 30,9

Nierenbecken-tiefe = NBT

0 =NBT=0

3=NBT P>90-er<95= 0 mm >4mm links
                            = 0 mm<3mm rechts
4=NBT P>0<90=>4mm<5mm links
                        =>3mm<4mm rechts

1= NBT>99-er Perzentile =>8mm links
                                        =>7mm rechts

2= NBT 95-99-er Perzentile = >5 mm<8 mm links

                                         =>4 mm<7 mm rechts

 

Nierenbecken = NB

0= normal

5= in 1 Ebene erweitert

1=erweitert

2=oberer Teil erweitert

3= unterer Teil erweitert

4= ob.u.untererTeil

Nierenbecken-wand = NBW

0= normal

1= verdickt

Kelche = KE

0=normal

1= Kelch erweitert, Fornixwinkel spitz oder stumpf/Kelch erweitert, normal oder

Verplumpt, im oberen Anteil und/oder unteren Anteil

Unterer Harntrakt = UH

0= normal

1=Hydroureter

2= Megaureter

3=verdickte Blasenwand (Blasenwanddicke >4mm

Fremdinhalt = FI

0=nein

1= ja, Schwebende Reflexe

2=ja, Stein

Niere allgemein = NA

0=normal

1=Nicht nachweisbar

2=Achse Nicht achsengerecht

3=Zweigeteiltes Mittelecho
4 = Mittelecho nicht / dünn darstellbar

5= Pelvin dystop 

Nierengewebe = NG

0=normal

1=fehlendeRinden-Mark-Differenzierung

2 Rindentextur u/o. Zyste/RF

3 Pyramidentextur u./o ZystenRF

4= Sonstiges

Tab.3: Parameter und deren Bewertung im bisherigen Regelwerk berücksichtigt wurden

 Bei den Nierenvolumina legten wir den nur geringfügig altersabhängigenn Nierenvolumen-Körperoberfläche-Quotienten zugrunde.

99-erPerzentile des NVol/KO-Quotienten           =              0,0041 * Alter in Tagen + 83,6


97-erPerzentile des NVol/KO-Quotienten           =              0,0037 * Alter in Tagen + 74,5
95-erPerzentile des NVol/KO-Quotienten           =              0,0039 * Alter in Tagen + 70,6
50-er-erPerzentile des NVol/KO-Quotienten        =             0,0030 * Alter in Tagen + 49,3
    5-erPerzentile des NVol/KO-Quotienten           =             0,0017 * Alter in Tagen + 35,8
    3-erPerzentile des NVol/KO-Quotienten           =             0,0020 * Alter in Tagen + 34,0
    1-erPerzentile des NVol/KO-Quotienten           =             0,0024 * Alter in Tagen + 30,9

Tab. 4 Perzentilen des Nierenvolumen/Körperoberfläche Quotienten (NVol/KO-Quotienten)

 

 

 

Anzahl

P>90-er Perzentile

95er Perzentile

99-er Perzentile

 

 

NBT li

NBT re

NBT li

NBT re

NBT li

NBT re

Tag1

8173

2

2

3

2

4

3

Tag 2

9503

2

2

3

2

4

3

Tag 3

8957

2

2

3

3

6

5

Tag 4

5477

3

3

4

4

7

6

Tag 5

3458

3

3

4

4

7

7

Tag 6

2638

3

3

4

4

8

6

Tag 7

2113

3

3

4

4

7

6

Tag 8

1216

3

3

4

3

7

6

9.-20.Tag

63

4

4

6

7

----

----

20-29. Tag

1112

4

3

6

4

8

6

30.-39.Tag

2812

4

3

6

4

9

7

40.-49.Tag

1047

4

3

5

4

8

7

50-.60.Tag

192

4

3

5

4

9

6

60-360.Tag

1404

4

3

6

4

9

6

1-18 Jahre

192

6

6

8

9

14

14

 Tab. 5 :Nierennbeckentiefe der linke und rechten Seite 

 

 

 

 

Anhand der im Screening festgestellten und der bei Basis-Sonographie zu erwartenden Diagnosen wurden die wichtigsten Kriterien Diagnosen zugeordnet.

 

Vol

2NBT

NB

NBW

KE

Ureter

FI

NAll

NGew

normal

0

0,3,4

0,5

0

0

0

0

0

0

                   

NB-Wandverdickung

 

0,3,4

0,5

1

         

Hydroureter

 

0,3,4

0,5

   

1

     

Megaureter

 

0,3,4

0,5

   

2

     

NB-Erweiterung

 

1,2

1,23,4

           

NB-Erweiterung u.Wandverdickung

 

1,2

1,23,4

1

         

NB-Erweiterung u. Hydroureter

 

1,2

1,23,4

1/0

 

1

     

NB-Erweiterung u. Megaureter

 

1,2

1,23,4

   

2

     

Kelch-Erweiterung

 

0, 3,4

0,5

 

1

       

NBKS-Erweiterung

 

1,2

1,23,4

 

1

       

NBKS-Erweiterung u.Hydorureter

 

1,2

1,23,4

0/1

1

1

     

NBKS-Erweiterung u.Megaureter

 

1,2

1,23,4

0/1

1

2

     

geteiltes Mittelecho

 

0,3,4

0,5

       

3

 

Doppelniere, U.duplex/fissus

 

0,3,4

0,5

       

3

 

Doppelniere, erw. ob. Anlage

 

1,2,

2

       

3

 

Doppelniere, erw. ob. Anlage m Megaureter

 

1,2,3,4

2

   

2

 

3

 

Doppelniere, erw. ob. Anlage mit Hydroureter

 

1,2,3,4

2

   

1

 

3

 

Doppelniere, erw. unt. Anlage

 

1,2,

3

       

3

 

Doppelniere, erw. unt. Anlage mit Megaureter

 

1,2,

3

   

2

 

3

 

Doppelniere, erw. unt. Anlage m. Hydroureter

 

1,2,

3

   

1

 

3

 

Doppelniere, beide Anlagen erw.

 

1,2,

4

       

3

 

Doppelniere, beide Anlagen erw mit Megaureter

 

1,2,

4

   

2

 

3

 

.Doppelniere, beide Anlagen erw. mit Hydroureter

 

1,2,

4

   

1

 

3

 

Harnblasenwandverdickung

         

3

     

Fremdinhalt in den Harnwegen mit

                 

Sedimentierende Reflexe

                 

Stein

                 

keine Anlage nachweisbar

2

           

1

 

Rotationsanomalie

             

2

 

dystope Niere

             

5

 

Hufeisenniere

2

           

2

 

verkleinert, regelr. aufgebaut

2

               

verkleinert, nicht regelr. aufgebaut

2

             

1

vergrößert, regelr. aufgebaut

1

               

Vergrößert, nicht regelmäßig aufgebaut statt Pyelonpehritis

1

             

1

Fehlende Rindenmarkdifferenzierung

               

1

echogene Pyramiden

               

1,3

Nephrocalcinose

               

3

Urolithiasis

           

2

   

dominante Zystenniere=polyzystische Nieren

0,1

             

2,3

infantile Zystenniere=Zystenniere,kleinzystisch mit Verkalkungen

1

           

4

1,2(3)

isolierte Zyste

               

2

multizystische Niere

               

1,2,3,

Nierentumor

               

1,2,3,4

sonstige Nierenerkrankung

                 

keine Angabe

                 

technisch nicht beurteilbar

                 

siehe Freitext

                 

Tab.6: Gewählte Muster für die Konsistenzbewertung zwischen Diagnose und Befundkonstellation. Abkürzungen und Zahlen wie in Tab.3

Durch besonders autorisierte Personen können Excel-Exporte aller Daten für Qualitätszirkel oder wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden.

Ein wichtiges Ziel der Zusammenführung besteht auch in der Verbesserung des Erfassungsprogrammes, damit häufig gemachte Fehler bereits durch Eingabehilfe vermieden werden. Zudem ermöglichen diagnostische Regeln Vorschläge zu korrekten deskriptiven Diagnose.

Der Excel-Export erlaubt den Export aller Daten, die dann für Qualitäts-Zirkel oder wissenschaftliche Fragestellungen zur Verfügung stehen.